Alarmstufe Rot * Red Alert

ger24  Ein warmer, sonniger Frühsommertag im Mai 2016. Das Urbexmobil kommt auf steinigem Untergrund in einem Waldweg zum Stehen. Nachdem das Team die Ausrüstung geschultert hat, kommt das GPS zum Einsatz – denn von hier sind es mehrere Kilometer Fußmarsch durch dichten Wald, auf der Suche nach einer ganz besonderen militärischen Location.

Nach einigen Kilometern anstrengender Strecke in der schwülen Witterung entdecken wir in der Ferne ein Gittertor zwischen den Bäumen – der erste Hinweis, dass wir hier richtig sind. Vom Zaun neben dem Tor sind nur noch Fragmente übrig, und so ist es ein leichtes, das ehemalige Hochsicherheitsgebiet zu betreten. Noch einmal geht es etwa einen Kilometer weiter, bis wir die ersten Überreste der damaligen Bebauung entdecken.

Dieser etwas gruselige, geheimnisvolle Ort war zur Zeit des kalten Krieges eines der beiden größten Atomwaffenlager der Sowjetischen Streitkräfte in der DDR. Gut getarnt im dichten Wald, weitab der Zivilisation, befinden sich zwei baugleiche Bunker mit Panzertoren in Größe von Garagen, so dass man mit einem LKW heranfahren konnte. Die Schleusen sind aufgebrochen, die Tore stehen offen. Die hier gelagerten Atomwaffen hätten im Falle eines Krieges die westeuropäischen Städte vernichten sollen. Ich bin eigentlich immer recht cool, wenn ich Locations erkunde – aber manchmal läuft mir angesichts der Geschichte hinter einem Ort schon ein Schauer den Rücken runter. Diese Erkundung war einer dieser seltenen Fälle. Ich kann mir gut ausmalen, was für ein Trubel hier geherrscht haben muss, als die Sowjets damals während dem Nato-Manöver „Able Archer“ die Alarmstufe Rot ausriefen, weil sie an echte Kriegsvorbereitungen des Westens glaubten.

Die Location

Einer der beiden Bunker ist von Metalldieben extrem verwüstet, also versuchen wir unser Glück bei dem anderen. Dieser ist zwar ebenfalls stark vandalisiert, aber in optisch besserem Zustand, so dass wir hier unsere Fotosession fortsetzen.

Von dem zentralen Raum, der sich über die gesamte Länge des Bunkers erstreckt, gehen auf einer Seite drei großflächige Lagerräume ab, wo früher die Sprengköpfe gelagert waren. Am Boden sind noch Spuren der Lagergestelle zu erkennen. Auf der anderen Seite des Bunkers befinden sich spartanisch eingerichtete Aufenthaltsräume, ein Generatorraum, die Heizung sowie eine Toilette und eine Art Labor. Es ist erstaunlich, was den russischen Soldaten hier zugemutet wurde – die Räumlichkeiten sind ungastlicher als die 80 Jahre alten Maginot-Bunker der Franzosen. Der Notausgang ist nicht mehr als eine Leiter, die oben in einem stählernen Luftschacht endet.

Die Erkundung

Zunächst erkunden wir die Oberfläche des weitläufigen und stark verwucherten Geländes, bis wir Reste von geteerten Fahrwegen finden. An einigen Stellen sind Reste von gemauerten MG-Nestern und Geschützstellungen zu erkennen. Ein auffällig künstlich wirkender Hügel zeigt den ersten Bunker an. Auf dem Hügel sind ein paar verrostete Belüftungsanlagen zu sehen. Schon bald haben wir die Schleuse gefunden. Im Licht der Stirnlampen geht es nach drinnen, wo wir erstmal eine Leiter hinunter müssen, um die Räume zu erkunden. Da der Bunker stark von Metalldieben zerstört wurde, entscheiden wir uns, den zweiten Bunker zu erkunden, wobei wir wieder einige Minuten brauchen, um ihn zu finden. Dieser ist in besserem Zustand, so dass wir eine ausgedehnte Fotosession starten.

Eine anschließende Suche nach oberirdischen Gebäuden führt zu einem großen Schutthügel – auch hier haben die Abriss-Fanatiker bereits ganze Arbeit geleistet. Was aus dem Gelände werden soll, ist uns nicht bekannt.

Nach vielen Stunden und um noch mehr Fotos und Eindrücke reicher, machen wir uns auf den Rückweg zum Auto, das zum Glück noch heil und an einem Stück an seinem Platz steht…

Besucht: Mai 2016

uk24  A warm, sunny spring day in May 2016. The Urbex mobile stops on a rocky forest way. After the team has shouldered the equipment, the GPS is switched on – from here, we need to march several kilometers through dense forest. We are searching for a very special military location.

After some exhaustive kilometers in the sticky weather, we discover a large metal gate in the distance. The first sign that we are on the right way. The fence next to the gate exists only in fragments, so it is easy to enter the former high-security area. After another kilometer, we find the first remains of buildings.

This somewhat creepy and mysterious location once was one of the largest „special ammunition sites“ (means nuclear warhead storage) of the Soviet military in the GDR. Well camouflaged in the woods, far away from any civilization, stand two identical bunkers with large armored airlocks. Big enough to drive by with a truck for unloading. The airlocks are broken, the doors are open. The nuclear warheads that stored here were intended to obliterate West European cities in case of a war. Usually, I am the „cool guy“ when exploring abandoned places – but sometimes, I get the shivers when I know about the history of a location. This was one of these rare places. I can imagine the confusion that happened here, when the Soviets went into Red Alert during the NATO maneuver „Able Archer“, as they believed the West was about to attack them.

The Location

One of the bunkers is heavily destroyed by metal thieves, so we tried the second. It was also damaged by vandals, but gave a better optical impression.

From the central room which spans the whole length of the bunker, there are three large storage rooms on one side – this is where the warheads were stored. On the floor you can still see traces from the storage racks. On the other side are some poor crew rooms, a electric generator room, the heating, a toilet and some sort of laboratory. It is surprising to see how bad the living conditions for the russian soldiers must have been – even the 80 years old WW2 french Maginot bunkers look more comfortable. The emergency exit was a steep ladder through an air vent.

The Exploration

First, we investigated the surface of the spacious, very overgrown compound. We discover remains of machine-gun nests and artillery emplacements. An eye-catching, artificial looking hill shows the place of the first bunker. On top of the hill, there are some rusty remains of ventilation machinery. Soon, we find the airlock. In the light of our headlights, we enter the darkness and need to go down a ladder. As the first bunker is heavily destroyed, we leave soon and decide to try the other one – which we have to search again due to the dense undergrowth everywhere. This one looks better, so we start our photo session here.

A final search on the surface for other buildings soon reveals a large heap of rubble – the demolition fanatics obviously had their fun here already. We don’t know the future plans for the compound.

After many hours and with even more photos and impressions, we start our long way back to the car, which is still in one piece 😉

Visited: May 2016